Sprache / Mundart

Die Sprache selbst entwickelte sich in diesem Gebiet selbst und blieb durch die späte Erschließung lange als eigene Mundart bestehen. Das Mittelhochdeutsche blieb länger erhalten und Fremdwörter konnten nur schwer eindringen. Stepan stellt fest, daß die Teile des Waldviertels gleiche Klänge in der Sprache haben, jedoch oft kleinere

Gebiete besondere Ausdrücke prägen. Das Mittelhochdeutsche wird in den Worten Onewondta = mhd. anwande = Grenze, Umkehr am Ende des Ackerbeetes, oder bisn = mhd. bisenrennen, davonlaufen aufgezeigt. Der Bifong = mhd. bivang = Ackerbeet, meist für Gemüse der Bäuerin, Dompf = mhd. dempfe = Asthma des Pferdes, Drischl = mhd. drischel = Dreschflegel, Äa = mhd. äher = Ähre, Grand =mhd. grant = Futtertrog, Hold = mhd. halte = Weideplatz, Kowöl = mhd. kobe = Stall, Käfig für Tauben, Kotzn = mhd. kotze = grobes Wollzeug oder Decke, Kreu = mhd. kreul = Mistgabel, Leim = mhd. lite = Berghang, Lus = mhd. lus = durch das Los zugefallener Acker, Mogn = mhd. magen = Mohn, men = mhd. menen = Zugtiere führen, Nuasch = mhd. nuosch = Viehtrogrinne, räch = mhd. räche = die Glieder sind von der Arbeit steif, Reia = mhd. rihe = schmaler Gang zwischen zwei Häusern, reisn = mhd. risen = von oben herabfallen beim Reisig oder Samen, Reita = mhd. riter = Sieb, rupfan = mhd. rupfin = aus Werg, schida = mhd. schiter = dünn, Wompen = mhd. wompe = Bauch, Wosn = mhd. wose = Rasen, Zwisl = mhd. zwisel = doppelt; all dies sind Wörter, die Sie heute noch oft hören können. Meist ist aber nicht bekannt, daß diese Wörter uraltes mittelhochdeutsches Sprachgut sind.

Die Tschechen kamen nicht nur in Kriegen zu uns, sondern waren gern gesehene Landarbeiter. Die Frauen zogen die Kinder auf, lernten ihnen dabei manch Wort:

Dragatsch = Schubkarren, Kalupn = altes Haus, Bawlatschn = Gestell, Bair = Quecke, Ackerunkraut, blieben bis zur Gegenwart erhalten.

Die Selbstlaute haben auch einiges mitgemacht in der Mundart dieses Landes. Helles a deckt sich meist nicht mit der Schriftsprache. Am ehesten noch bei Vornamen: Adolf, Adalbert, Adelheid. Auch in Fremdwörtern bleibt das reine a erhalten: Kaffee, marod, massiv, a steht auch oft für ä: Dacha (Dächer), Glachta (Gelächter), Zacha (Zähre, Träne), aber auch oft hört man das a für e oder ee: la (leer), Scha (Schere), Dala (Teller), Fravö (Frevel), oder nokad (nackig), Hemad (Hemd). Statt au gibt es dann a: Bam, Sam, Dram, Schdra, rama; grab, raffa.

Das ei wird zu a: Saf, Raf (Reifen), Dag (Teig), Adachsl (Eidechse), Omasn (Ameise). Das ai wurde aus i: Firnais (Firnis), Öldais (Iltis).

Boch, Doch, Rauwa, blauaugad, Audda (Euter), Hurnausa, Gounausa (Gonauser), Unddaschlauf (Unterschlupf), Fle (Flöhe), Redn (Röte), Heneg (Honig), Keni (König), hoamli (heimlich). Schularin, Käs, lochn (lachen), Wean (Wien), Seggöl (Socken), Gmoa (Gemeinde), fliagn, kriagn, miad, Blea (Blüte), Fiadda (Schürze), Viahaus (Vorhaus), Oda (Otter), Nochd, Doch, Wochda (Wächter), Föld, Gold, Biomda (Beamter), Inslad (Unschlitt), Blia (Blüte), Himö (Himmel), Schimöl (Schimmel), hoard (hart), Droad (Getreide), Moam (Muhme), broad, load, Wei, floegn (fliegen), loegn (lügen), Muggn (Mücke), drugga (drücken), Sun (Sonne), Su (Sohn), frum, gschwuma, Duda (Dotter), Ziguri (Zichorie), Lawur (Waschschüssel), uarndle, uardinär, fuard, durd, Rugg (Rauch), i kunnd (könnte), Grü (Grille), hülzan (hölzern), Zaignus (Zeugnis), Finddanus (Finsternis) sind Wörter, in denen der Selbstlaut mundgerecht gemacht wurde.

Manche Wörter verlieren durch ihren Wortlaut die erkennbare Bedeutung: Gwiark (Gewölke), Schtair (Steuer), dair (teuer), Irta (Dienstag), Pfingsta (Donnerstag), fjerd (voriges Jahr), aft (danach), verwicha (unlängst), hoffentli (wahrscheinlich), Sawö (Säbel), Nodn (Atem), Nodan (Nattern), Nigl (Igel), Brotzn (Pratze), vateidinga (verteidigen), Schnidleng (Schnittlauch), son i (sage ich), Mou (Mann), ölsant (allesamt), Bembstl (Pinsel), Omd (Abend), Daum (Taube), zweng (wegen), Lambbö (Lamperl), Nobba (Nachbar), bfiatn (verabschieden), Bfoardl (Vorteil), Gschpeubad (das Erbrochene), Gro (Grab), göwe (gelbe), grumb (krumm), schimble (schimmelig), owa (aber), gra (grau), gwanndn (mit Gewand ausstatten), Gwax (Gewächs), Godan (Gatter), dabona (erbarmen), Hosnan (Hasen), Gschdonarad (steinig), soidn (sieden), Aumbli (Augenblick), Gjoad (Jagd), Lu (Lüge), Gschboas (Spaß), Nobban (Nachbar), via Dogs (vor Tagesbeginn), schdingad (stinkend). Das Wort 2 heißt männlich zwen, weiblich zwo und sächlich zwoa. Gschnibn (geschneit), ghebbd (gehoben), gwesd (gewesen), dad (täte), goggazzn (gackern), nopfazzn (schlafen), himlezzn (blitzen), beggln (nach einem Bock riechen), blumbsn (ins Wasser fallen), arschlengs (rücklings), vialings (vorwärts), Döln (Dolde), schligga (schlucken), bladsn (weinen), ebenso flena, roddsn, himbfazzn, foasd (fett), Scher (Maulwurf), alles Wörter, die die Sprache der Zuagrastn von den Einheimischen unterscheidet.

Die Lehrer können, unter Mitwirkung der Eltern ein arges Lied singen, wenn der kleine Franzi mit seiner Mundart in die l. Klasse der Volksschule kommt und dort nun schreiben soll. Wortlaut und Rechtschreibung sind dann ein schweres Hindernis für gute Deutschnoten.

Dieses Sprachgut wäre einerseits in seiner Urwüchsigkeit zu erhalten, bringt jedoch dann, wenn gar keine Schriftsprache gesprochen wird, später große Schwierigkeiten. Praktisch lernt der Volks- und Hauptschüler heute schon 2 Sprachen: Die Mundart und die Schriftsprache.

Das Sammeln dieser Ausdrücke der Mundart soll jedoch verhindern, daß die Sprache von einst ganz in Vergessenheit gerät.