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Text Dr. Kokott

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Sein Name ist Leo…

Der Name, den man wählt, hat insbesondere für einen Erwachsenen eine Bedeutung. Der neue Papst, Kardinal Robert Prevost, hat den Namen Leo XIV. angenommen. Wer war also Leo XIII. und was hat er getan, dass er einen Geistlichen aus Amerika, einen Bischof aus Peru, dazu inspiriert hat, diesen Namen zu wählen? Leo XIII. steht für soziale Fragen und die Enzyklika Rerum Novarum, aber es gab noch mehr. Er war der Papst, der am 1.1.1901 die Welt zur Erneuerung des Glaubens im Heiligen Geist aufrief. 

Das 19. Jahrhundert war für die katholische Kirche eine Zeit, in der der Heilige Geist an eigenes Dasein „erinnerte” und eine entsprechende Verehrung „forderte”. Im Jahre 1846 hat die Ordensschwester Maria vom Jesus dem Gekreuzigten, schlichte Araberin, den Heiligen Geist verehrt. Sie war vom Recht ihrer Andacht zum Heiligen Geist überzeugt und wandte sich auch an Papst Pius IX. (1846-1878), damit die ganze Kirche um das Geisteslicht rufe.

Nach dem Tod von Pius IX. wird Leo XIII. zum Papst ernannt. Die Mission der Ordensschwester Maria vom Jesus dem Gekreuzigten wurde durch die Ordensschwester Elena Guera, Gründerin des Ordens im Heiligen Geist bei Lucca in Italien, weitergeführt. Als sie fünfzig Jahre alt wurde, soll sie von Gott eingehaucht werden, um sich an Papst Leo XIII. mit einer Beeinflussung zu wenden, damit er durch das Rücktreten des Heiligen Geistes die Kirche erneuere. Jedoch war das keine einfache Angelegenheit, denn die Ordensschwester Elena, die dem Einhauchen gehorsam sein wollte, sollte sich vor Papst Leo XIII. hinstellen und ihn zur Kirchenerneuerung aufrufen. Man darf nicht vergessen, dies geschah im 19. Jahrhundert. Päpste damaliger Zeiten waren „Vatikans Sklaven” und hatten nicht so viele Verbindungen mit der Welt, wie es gegenwärtig der Fall ist. Ordensschwester Elena war nicht imstande, die Mission auf sich zu nehmen und hat diese Angelegenheit für sich hinterlassen. Gott jedoch hinterließ seine Botschaft nicht ohne Antwort. Es sind zwar viele Jahre vergangen, aber letzten Endes, wie P. G. Mansfield schrieb, offenbarte der Herr durch ein frommes, in der Küche beschäftigtes Weib, was Er von Schwester Elena wünsche (P. G. Mansfield, …wie ein neues Pfingsten, Münsterschwarzach 1993, S. 29-30). In ihrer Unsicherheit ließ sich Ordensschwester Elena bei ihrem geistigen Leiter beraten und in den Jahren zwischen 1895-1903 schrieb sie endlich zwölf geheime Briefe an den Heiligen Vater, in denen sie zur Erneuerung der Belehrung über den Heiligen Geist, welcher die Heiligen gestaltet, aufrief. Durch diese Briefe, wie der zitierte Verfasser findet, hat der Papst das Aufrufen seines Meisters erhört und soll geantwortet haben, indem er die Enzyklika Provida Matris Caritate veröffentlichte, in der er die ganze Kirche zur Feierlichkeiten der Novene zum Heiligen Geiste zwischen Christi Himmelfahrt und Pfingsten heraberflehte.

Für Schwester Elena war das nun eine Zeit, während der sie angefangen hatte, Gebetsgruppen zu gründen, die sie als „feste Abendmahlsaale” bezeichnete. Sie schrieb dem Heiligen Vater von ihrem Begehren, die ganze Kirche vereinigt im dauerhaften Gebet zu sehen, ebenso wie Maria und die Apostel vereinigt wurden, als sie im Frieden auf dem Berg die Herabkunft des Heiligen Geistes erwartet hatten. Ihren Wunsch äußerte sie mit folgenden Worten: „O wenn doch das Gebet «Komm, Heiliger Geist», welches die Kirche vor Pfingsten und danach nie zu beten aufgehört hat, nur so beliebt werden würde, wie das «Gegrüßt seist du Maria».”

Wie der zitierte Verfasser weiterhin findet, besäße Schwester Elena für die Kirche einen prophetischen Aufruf, damit sie ein, im Gebet verharrter, Abendmahlsaal werde. Im Jahre 1897 kam der geistige Leiter der Ordensschwester Elena aus Rom mit einem Versprechen des Papstes zurück, dass der Heilige Vater alles tun werde, damit der Heilige Geist verehrt wird. Die Enzyklika über den Heiligen Geist Divinum illud munus war das Ergebnis dieses Versprechens. Damit war die Ordensschwester zufrieden, enttäuscht war sie jedoch vom geringen Interesse seitens der Kirche. Auf ihr Zureden wandte sich der Papst am ersten Tag des 20. Jahrhunderts, am 01. Januar 1901, mit flehentlichem Aufruf zum Heiligen Geist und im Namen der ganzen Kirche sang er die Hymne Veni Creator Spiritus. Zeugen dieses Ereignisses erinnerten sich an den feierlichen und zugleich dramatischen Gebetston Leos XIII.. Vielleicht wussten sie über dieses Vorkommnis Bescheid, welches genau an derselben Stelle in Erfüllung gegangen ist, am 13. Oktober 1884. „Nach der Heiligen Messe hielt sich Leo XIII. damals an, erstarrte, wurde blass und verharrte so um die zehn Minuten. Die ihm Beistand leistenden Kardinäle haben ihn dadurch, dass sie ihn schätzten, dabei nicht stören wollen. Als er wieder wach wurde, fragten sie ihn nach dem Grund solch eines seltsamen Verhaltens. Der Papst antwortete, dass er plötzlich eine entzückende Erscheinung erlebt hatte, bei der er ein Gespräch mitgehört hatte, als käme es vom Tabernakel hierher. Ihm war klar, dass es ein Gespräch zwischen Christus und dem Teufel ist. «Ich kann Deine Kirche vernichten», so der Teufel. «Versuch es zu tun», antwortete Christus. «Dafür brauche ich Zeit». «Wähle!» «Ich entscheide mich für das 20. Jahrhundert» (A. K. Emmerich, Le visioni, Cantagalli 1995, S. 200). Als Antwort verfasste Leo XIII. ein Gebet zum Heiligen Erzengel Michael und hat es an alle Ortsbischöfe weltweit liefern lassen.

Das Papstgebet Veni Creator Spiritus vom 1. Januar 1901 könnte sogar in der katholischen Kirche unbeachtet bleiben, aber der Heilige Geist beantwortete den Aufruf von Petrus anfang des 20. Jahrhunderts. Es war zwar nicht unter den Katholiken, aber doch in der Christengemeinschaft. In Topeka, einer Stadt in den Vereinigten Staaten, bat eine von den Schülerinnen, Agnes Ozman, Hochwürden Parham, am 1. Januar 1901, gegen dreiundzwanzig Uhr, dass er seine Hände auf ihren Kopf lege und bete, damit sie die Taufe im Geist erhalte. Es soll so geschehen sein, wie sie wünschte. Diese zwei Ereignisse können wahrscheinlich miteinander verbunden werden.

Die Kirchengeschichte zeigt sehr deutlich das Eingreifen Gottes in die Erneuerung der Kirche. In der Lage, wenn die Kirche als Institution erstarrt und gefühllos den Bewegungen des Geistes gegenüber bleibt, weckt Paraklet die Menschen guten Willens auf, damit sie mit bereitwilligem Herzen die Gabe des neuen Pfingsten annehmen. Ordensschwester Elena Guerra ist ein Beispiel dafür, wie schwer es festzustellen ist, dass das, was „mir in der Seele spielt”, Gottes Stimme sei, aber andererseits, sei es in der Tat Gottes Stimme, es ist auf keinerlei Weise möglich, die Stimme für sich behalten zu können. Jetzt ist die Zeit des Aufrufs zum Heiligen Geiste, aber auch die Zeit des Neuen Pfingsten.

Jetzt ist die Zeit für Leo XIV.!

 

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