Bauernregeln & Wetter

Als dann die Motorisierung einen anderen Transport ermöglichte, mußten sich viele Schwemmleute um andere Arbeit umsehen. Weinstecken, Holzschindel, Rechen und Holzschuhe, Reiserbesen und Wagenteile waren eine Winterarbeit, die ein paar Heller brachte.

Bei der Arbeit beobachtete seit jeher der Bauer seine Arbeit und das Wetter, von dem er ja abhängig ist. Manch Aberglaube spielt im Kalender eine große Rolle. Stepan hat eine nette Sammlung seiner Beobachtungen im 3. Band seines „Waldviertels" niedergeschrieben. Es gibt bestimmte und bedeutungsvolle Tage, nach deren Wetterbeschaffenheit und Datum man auf das Gedeihen seiner Feldfrüchte und des „Glücks", aber auch auf das Wetter in der nächsten Zeit schließen kann.

Diese Erfahrungen, aus Jahrhunderten überliefert, sind als Bauernregeln oft maßgeblich für die Arbeit der Landwirte. Dagegen sagen die „Ungläubigen": „Die alten Los' und die leeren Foß (Fässer) gelten nichts."

Vielfach gilt der Spruch: Wie das Neujahr, so das ganze Jahr. Um Neujahr nimmt der Tag zu, was eine Mücke gähnen mag. Zu Dreikönig einen Hahnensprung, zu Lichtmeß einen Hirschensprung. Zu Vizenzi soll der Schnee so weich sein (22. Jänner), daß ein Vogel seinen Schnabel leicht eindrücken kann. Matheis (24. Februar) brichts Eis, hat er kans, macht er si ans. Der Schneefall am Faschingstag soll das Wachsen vieler Krautwürmer, aber auch vieler Schwämme anzeigen. Märzennebel erscheinen nach 100 Tagen als Gewitter. Für den Palmsonntag gilt: Palmbesen in der Sonn, Eier in der Stubn. Am Gründonnerstag soll man den Hühnern den Schweif stutzen, daß sie fleißig Eier legen. Am Karfreitag soll man keine Milch verkaufen, damit die Kühe nicht verhext werden und trocken stehen. (Arme Molkerei — sie müßte an diesem Tag zusperren.) Regnets in die Osterglocken, ist der ganze Sommer trocken. Wenn es am Florianitag (4. Mai) regnet, gibts im Jahr wenig Feuersbrünste. (Feuerversicherungen und Feuerwehr müßten demnach am 4. Mai Regen erzeugen können.) Regnet es zu Pfingsten, regnet es Müh und Plage. Im Wintergetreide sollte sich zu Georgi (24. April) eine Krähe und zu Philippi (l. Mai) ein Mann verstecken können. Und der Peterstag, schneidt dem Troad die Wurzeln ab. Da sollten eben schon die Troadmandln stehen. Die Eismänner sind regelmäßig die letzten Frostbringer. Und der Urban (25. Mai) steigt vom Ofen runter.

Ein regenreicher Mai bringt Futter in d' Scheun. Früher Donner bringt späten Hunger. Und kommt ein Gewitter vor Mittag, donnerts den ganzen Tag. Regnet es vor Laurenzi (10. August), gibts Rüben, regnets nachher, gibts Rüberln. Der Bartholomäustag (24. August) soll trocken sein; regnet es, gibt es einen nassen Herbst. Ab diesem Tag verlieren die Heidelbeeren ihren guten Geschmack, weil sie von den Beerenwanzen ab da besudelt werden. Zu Maria Verkündigung (25. März) kommen d' Schwalben und Wetter wiederum, zu Maria Geburt (8. September) fliegns wieder fort. Michaeli (29. September) ist da, Fruahstuck und Jausn kimmt a, Michaeli is vorbei, Gartn und Wiesn sind frei. (Die Winterordnung beginnt damit.) Wenn im Oktober noch das Laub auf den Bäumen hängt, das Heidelaub reichlich blüht und die Ebereschen sich bald röten, kommt

ein strenger Winter. Ebenso werden die Ameisenhaufen und Wespen beobachtet. Machen die Ameisen ihren Haufen früh zu, so kommt ein strenger Winter. Desgleichen bei starkem Wespenflug. Bringt Allerheiligen einen Winter, so bringt Martini (11. November) einen Sommer. Zu Longinus (15. März) soll man die Mohren säen, sie werden dann recht lang. Für das Erdäpfelsetzen gilt: Im April kimm i wann i will, im Mai komm i glei. Am Veitstag (15. Juni) soll man Kraut setzen: Wer dem Veiti net traut, der kriagt ka Kraut. Geht der Wind vom Wald (feucht), so bau bald. Geht der Wind vom Land (Osten, trocken), so bau wanns kannst. Liachte Metten, finstere Stadln, finstere Metten, Machte Stadln. Weiße Weihnachten, grüne Ostern. Greane Weihnachten, weiße Ostern. Hängt zu Weihnachten Eis an den Weiden, kannst zu Ostern Palmen schneiden.

Die Wettervorhersage könnte sich öfters an die Bauernerfahrung halten, sie würde dann bestimmt nicht so sehr ein Lotteriespiel sein. Aber gerade das südliche Waldviertel liegt im Mischungsbereich aller Windrichtungen und ist besonders durch Nebel und Temperaturunterschiede anfälliger für ein anderes Wetter als anderswo. Gar oft ist in Tallagen kaltes Wetter und auf den Höhen ist es schön, warm und sonnig, oder umgekehrt. Ebenso kann man immer wieder feststellen, daß der Donaunebel so bis Eitental reicht, oder in das halbe Yspertal. Weiter hinauf ist oft herrliches Sonnenwetter. Weniger oft ist das Gegenteil der Fall.

Der Ostrong, als höchster Berg des Waldviertels mit seinen 1066 m, war bisher auch immer ein Wetterprophet. Hat er eine Haube (Wolke), so kommt Regen, sagte man. Doch gerade das stimmt des öfteren nicht mehr.

Interessant ist, daß sich der Bau der Kamptalstaukraftwerke mit ihren Stauseen auf das Wetter des südlichen Waldviertels oft auswirkt. Seit deren Bau ziehen die Gewitter, aus Westen kommend, entweder zum Kamp oder zur Donau. Das Gebiet hat seitdem weniger Gewitter. Kommt jedoch das Gewitter vom Spitzergraben (Osten), dann fällt es mit seiner ganzen Kraft in die Talkessel ein.

Die Wasserscheide zwischen Ysper und Weitenbach bei Laimbach ist gar oft auch eine Wettergrenze. Niederschläge, Hagel, Sonnenschein und Gewitter sind meistens in beiden Teilen verschieden stark. Dies wirkt sich auch bei der Schneehöhe in beiden Teilen oft aus.