Kirche Münichreith & Weißenberg

Dr. Schöbl hat mit seinen Forschungen Details gefunden, die wert sind, erwähnt zu werden. Er fragt sich, wie kommt die Gräfin Adelheid von Hohenburg dazu, ihren Besitz von Pöggstall dem Kloster Kremsmünster zu schenken. Er findet sehr menschliche Gründe. Adelheid war die Tochter des Domvogtes von Passau. Der Abt von Kremsmünster war nun ihr Verwandter, darum kam die Schenkung nach Kremsmünster. Ihr Wunsch war nun, am Annafelde ein Kloster zu bauen. Sie war das nicht allein imstande und glaubte, das Kloster Kremsmünster könne dies leichter. Zuerst wurde fünf Jahre lang die Annakirche gebaut. Das Kloster sollte später folgen. Dr. Schöbl fand auch, wie es dazu kam, daß das Kloster nicht gebaut wurde. Der Abt von Kremsmünster wollte die neue Kirche selbst weihen — was ihm aber vom zuständigen Diözesanbischof von Passau nicht gestattet wurde. Der Bischof selbst unterzog sich der beschwerlichen Reise und weihte St. Anna und am Tage darauf die ebenfalls neugebaute Kirche in Martinsberg (St. Martinsberg). Nun habe sich der Abt von Kremsmünster darüber so geärgert, daß er nicht mehr Interesse am Klosterbau gehabt habe. Weit draußen am Felde, 735 m von der Bundesstraße, steht allein St. Anna.

Man fragt sich in diesem Zusammenhange auch, wieso die Kirchen in Münichreith und Neukirchen schon vor Pöggstall aufscheinen. Auch hier war der Bischof von Passau maßgeblich beteiligt. 1076 soll, nach Plesser, der Bischof die Kirchen nach St. Nikola übergeben haben. Der Auftrag wird angenommen: Missionstätigkeit in diesem Gebiet. Damals wurden Zehente in Weiten und Laimbach mit übergeben. In der Folge wurde dann Weiten zur Urpfarre, die das gesamte Gebiet kirchlich betreute.

Neukirchen ist überhaupt ein Sonderfall in diesem Gebiet. Der kleine Ort, in 712 m Seehöhe, hatte 1584 schon nur sechs Häuser, aber trotzdem diese alte Kirche. Plesser nennt für 1881 eine Feuerwehr, 1884 eine Wasserleitung, 1891 ein landwirtschaftliches Kasino und 1893 bereits eine Sparkasse. Wenn man bedenkt, wieviele private Initiativen notwendig waren, um solche Einrichtungen in einem kleinen Ort zu schaffen. Das Kasino war eine Gemeinschafts-

Organisation zum Ankauf und zur gemeinsamen Betreuung von landwirtschaftlichen Maschinen. In Altenmarkt gab es dieses Kasino ebenfalls zur gleichen Zeit. Man erkennt daran, wie fortschrittlich die Bauern vor 86 Jahren schon waren. Bis in die Gegenwart zeigt es sich jedoch, daß solche „Aktionen" immer von einigen wenigen „Fortschrittlichen" organisiert werden. Wo solche nicht sind, bleibt man bei der althergebrachten Arbeits- und Lebensweise.

Als die Herren von Pöggstall Land und Güter bekamen, ist festzustellen, daß sie später viele davon verfallen ließen. Die Burgen und Güter wechselten oft den Besitzer, was in manchen Fällen nicht zum Vorteil wurde. Eine solche Vergangenheit erlebte die Burg Weißenberg, südlich von Münichreith. Im 13. Jahrhundert als Besitz und bewohnt genannt, verödete sie daraufhin und wird bis zum 16. Jahrhundert nicht mehr genannt. Herr Samson Präzl baute dann wieder groß auf, richtete eine Wirtschaft mit Gärten ein. Es wurde zu einer bedeutenden Herrschaft mit Landgericht und die ganze Umgebung war ihm untertan. 1672 war sie noch bewohnbar und der Bildband Vischers, der 1976 neu aufgelegt wurde, zeigt sie unter Bäumen mit einem hohen Turm. 1678 wurde das Gut mit 140 Untertanen an die Grafen von Starhemberg übergeben. Diese verlegten die Herrschaftskanzlei in das Herrenhaus nach Marbach und ließen das Schloß total verfallen. Aufstieg und Niedergang, wie bei allem Besitz. Generationen bauen auf und meist eine Generation läßt verfallen oder wirtschaftet ab. Besonders kann man das in Bürgerhäusern (Pöggstall) und in Landwirtschaften feststellen.

Das Kloster Kremsmünster wollte am Annafeld ein Tochterkloster errichten. Gebaut wurde aber nur die Kirche St Anna. Scheinbar war damals auch schon die Finanzierung nicht immer gegeben. Nach Pongratz-Seebach „Niederösterreich III/2 Burgen und Schlösser" aus 1972 sind im Franziszeischen Kataster und im Luftbild die Ausmaße dieses Klosters zu erkennen: 170 m mal 140 m ist ein gewaltiges Ausmaß und lassen die Schwierigkeiten beim Finanzieren des Baues verstehen.

Als die Bischöfe aus Passau unser Land christianisierten, wurden zuerst Kirchen aus Holz gebaut. „Feinde" aller Art hatten da nicht viel Mühe, diese niederzubrennen. Erst im 11. und 12. Jahrhundert verwendete man festes Mauerwerk.

Bis ins 13. Jahrhundert baute man nach der „römischen" Bauweise mit Rundbogen, Rundfenstern, Rundtüren und Kreuzgewölben. Man nannte dies die romanische Bauweise. Teile findet man noch in Eitental, St. Oswald, Streitwiesen, Gottsdorf, Neukirchen ...

Man wollte dann Neues schaffen und so folgte die gotische Bauweise von 1300 bis 1530, die mit Spitzbogen, Glasgemälden, Spitzrippenbogen, aufwärtsstrebend und mit reicher Steinmetzarbeit verziert, den Blick nach oben richtete. Damals war eine rege Bautätigkeit: Heute sehen wir davon noch Teile der St. Annakirche zu Pöggstall, das Chorhaupt von Weiten, Münichreith, Chor der Pfarrkirche Klein-Pöchlarn. Pöbring, Kirchenschiff der Pfarrkirche Pöggstall u.a.

In manchen gotischen Kirchen findet man im Gewölbe über dem Hauptgang des Langhauses ein rundes, von einer Rippe eingefaßtes Loch, das nicht bloß der Ventilation, sondern auch zur Darstellung der Himmelfahrt Christi diente.

Der Pfarrer Stefan Praher aus Emmersdorf berichtet im Jahre 1614, daß durch dieses Loch mit Singen und Jubilieren das Bild des Auferstandenen, das ein Licht hielt, hinaufgezogen wurde, dann Wasser herabgegossen, Feuer und zuletzt eine Teufelsgestalt herabgeworfen wurde, die unter Schreien und Lachen von den Knaben herumgeworfen worden sei. Damit sollte die Himmelfahrt und die Besiegung des Bösen dargestellt werden.

Lange Zeit soll sich der Brauch gehalten haben. Auch in Ysper habe man 1711 für die Kinder gute Sachen hinuntergeworfen. Reformisten hielten dies später dann für ein Fastnachtstheater und lehnten solches in der Kirche ab.

Die lutherische Bewegung unterband um 1530 die kirchliche Bautätigkeit. Das Verständnis für die Gotik ging verloren und aus Italien verbreitete sich die Renaissance 1540—1650. Das Rondell stammt in Pöggstall aus dieser Zeit, ebenso wie der Meierhof, Grabdenkmäler der Adeligen \ in Pöggstall, Leiben und Weiten, der Neubau des Schlosses

Persenbeug, Holzdecken in Leiben, u. a. m.

Die Barockzeit brachte um 1650—1780 wieder eine regere Bautätigkeit: Maria Taferl, Pisching, Gutenbrunn, Ebersdorf, Ölberge in Gottsdorf und Klein-Pöchlarn, alte Gemälde in Pöggstall, Heiligenblut, Maria Taferl, Neukirchen, Artstetten, Münichreith u. a. m. Was an Kirchenbauformen die Gegenwart bringt, hat scheinbar den Hauptzweck, auf

keinen Fall irgendetwas aus den bisherigen Baustilen verwenden zu wollen. Der Wert wird aber nicht nur von Fachleuten bestimmt, sondern auch, meist mit Kopfschütteln, vom „einfachen" Volk.

Die großen Künstler Österreichs haben natürlich dieses südliche Waldviertel auch nicht ganz übergangen.

Der berühmte Kremser Schmidt schuf 1777 herrliche Deckengemälde zu den Seitenaltären in Maria Taferl, den Gekreuzigten und die hl. Familie darstellend. Seit 1796 sind die Münichreither stolz auf ihr Hochaltargemälde, den hl. Nikolaus, geschaffen ebenfalls vom Kremser Schmidt. Artstetten hat von Schmidt ebenfalls ein herrliches Altarbild. Der Edle von Fürnberg spendete viel Geld für den Ausbau der Kirche in Ebersdorf und ließ den Hauptaltar mit einem wertvollen Gemälde 1775 vom Kremser Schmidt schmücken. Es stellt den hl. Blasius dar.

Paul Troger setzte sich in der Stiftskirche zu Melk ein würdiges Denkmal mit seinen Gemälden. Er kam aber auch nach Altenmarkt und das Bild von der hl. Magdalena zeigt seine Kunst, ebenso wie in Gottsdorf das Bild „Abschied der Apostelfürsten".

Plesser führt die Kostbarkeiten an, die damals viele Besucher anzogen: Die Folterkammer, mit dem Schloß Pöggstall. Glasgemälde in der Kirche zu Weiten, die Kirchen in Heiligenblut, Pöggstall und Neukirchen, Sakramentshäuschen in Heiligenblut, Pöbring, Neukirchen, Nöchling, Pöggstall (St. Anna) und Weiten. 1284 hatte bereits die St. Pöltner Synode verschließbare Nischen anbefohlen (Sakramentshäuschen), da wiederholt Hostien geraubt wurden.

Heute muß man überhaupt gleich die Kirchen verschließen, da der Raub wertvoller Altertümer die Räuber anlockt, die dann im Wege der Händler diese zu Kunstliebhabern „weiterleiten". Leider ist dadurch gar oft den Besuchern der Eintritt in die Kirche verwehrt. Meist hilft aber ein Bittweg zum Pfarramt, damit man Einlaß findet.

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Die Kirche von Münichreith soll schon 1076 vom Bischof Altmann von Passau an St. Nikola übergeben worden sein. Diese Grundstücke wechselten mit den Pfarrgrenzen oft die Besitzer und werden damals noch unter dem Namen Schwarza erwähnt, aus dem später dann Münichreith wurde. In Gegenwart von 3000 Personen wurde 1749 der „jerusalemitische Kreuzweg" eingeführt, wobei vermerkt wird, daß beim Bau von Statuen und Altar der hiesige Schulmeister und Maler Reichard Ränner und der Bildhauer Franz Dungl aus Pöggstall besonders tätig waren.

Bischof Heinrich von Freising erbaute 1117 die Kirche zu Neukirchen und weihte sie selbst. Aus einem versunkenen Schlosse zu Ysper kam, laut Sage, eine wertvolle Marienstatue. Hans Schauchinger wird als Spender eines Flügelaltars im Jahre 1520 genannt. Die Wallfahrt war da sehr stark, so daß beim Dorfe drei Backstätten gebaut wurden, um die Wallfahrer mit Brot zu versorgen. Übrig blieben vom Wallfahrten nur die drei goldenen Samstage, die nach Michaeli abgehalten werden (Plesser 241).